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Annja Krautgasser de


It’s All About Art


Videoinstallation mit Projektion, Wandtexten, Stuhl

Teil 1: Intervention: die Rückseite der Malleinwand von Stefan Heizinger wird als Projektionsfläche benützt.
Teil 2: Projektion: Frame, void.seqz 5, Rewind, Around and Around
Teil 3: 4 Wandtexte: Situationsbericht

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© Ausstellungsansicht: Recent Changes - Änderungen vorbehalten,
Galerie 5020, A-Salzburg, 2009. Foto: Bernhard Gwiggner


Zu Annja Krautgassers „Seitenwechsel“


von Hildegard Fraueneder

Auswählen, ordnen, präsentieren – Bedeutung produzieren: Die Ausstellung als Dispositiv im Sinne eines heterogenen Ensembles von Gezeigtem und Nichtgezeigtem, Gesagtem und Ungesagtem, ist in letzter Zeit immer wieder thematisiert worden, und dieser Diskurs hat vielerlei Spuren sowohl in den theoretischen als auch in den künstlerischen Feldern hinterlassen. Offensichtlich war dieser Fokus besser als andere dazu geeignet, beide Felder als zusammengehörig und in einem wechselseitigen Austausch zu begreifen. Der Entwurf von Recent Changes – Änderungen vorbehalten, einer dreiteiligen Ausstellungsfolge, an der insgesamt zehn KünstlerInnen teilnahmen, folgte einem künstlerischen Interesse der beiden Kuratoren ebenso, wie auch das Medium Ausstellung in Bezug auf kuratorische und institutionelle Verantwortung thematisiert werden sollte: „Arbeiten setzen, gesetzte – vorgesetzte Kunst ...; dann Teile löschen, Teile erhalten ...; dann reagieren mit neuen, anderen Arbeiten, Kontextverschiebungen ...; wieder teilweise löschen ...; dann nochmals reagieren, Kontexterneuerung ... 3 Folien, Schichtungen, zunehmende Verdichtung, Überlagerungen, Verschiebungen, Ineinanderfließen, Verknüpfungen, Transparenzen, Eingriffe, Infragestellungen, Kommentierungen, Bild/Theoriediskurs, Autorschaft – Kuratorenschaft, Aktion – Reaktion – Interaktion ...“ (Peter Haas und Bernhard Gwiggner, Kuratoren der Ausstellung).

Annja Krautgasser war der zweiten Phase zugeteilt, insofern hatte sie sowohl auf ein Hinterlassenes zu reagieren als auch auf ein Hinterlassen ihrerseits zu achten. Von allen eingeladenen KünstlerInnen stellte sie das Ausstellen an sich am dezidiertesten zur Diskussion und verhandelte dieses Display, wie es von den beiden Kuratoren als dialogisches Modell vorgegeben bzw. angeregt worden war. Ein Display von Bedeutung gebenden Elementen ebenso wie von Atmosphären erzeugenden Inszenierungen, das sie einer kritischen Lektüre unterzog. Sie holte von vier im aktuellen Ausstellungsbetrieb namhaften KuratorInnen und KritikerInnen Texte ein, die sie, vergleichbar einer Bilderpräsentation, auf die Ausstellungswand rubbelte, weiters installierte sie einen Blog, in den sie Texte zum Medium Ausstellung stellte, und vergleichsweise ephemer projizierte sie in Form einer Werkschau eigene Videoarbeiten auf ein umgekehrt an der Wand lehnendes Leinwandbild aus der ersten Phase. Damit stellte sie die grundlegenden Setzungen einer institutionellen Ausstellungspraxis auf den Prüfstand, indem sie im permanenten Wechseln der Seiten, vom Ausgestelltwerden zum Ausstellen, vom Eingeladensein zur Einladenden usf., diese Grenze und die damit verbundenen Hierarchien und Abhängigkeitsverhältnisse sichtbar und spürbar machte. Entgegen dem auf den ersten Blick offenen und bezogen auf die Kunstproduktion ermöglichenden Gestus des Ausstellungskonzeptes reagiert Annja Krautgasser mit einer Dynamisierung der künstlerischen und kuratorischen Kompetenzen, mit der sie ein wesentliches Moment verweigert: dass nämlich die Institution, die Kuratoren oder die AutorInnen der Wandtexte über die Bedeutung ihrer künstlerischen Arbeiten bestimmen können – denn alle werden wir involviert, angeeignet, ge- und verwendet, ohne es vielleicht zu bemerken ...
Was war, was bleibt? Interventionen – und solche forderte das Ausstellungskonzept – sind daran geknüpft, dass sie genauso wenig vorhersehbar sind, wie sie auf Konsens zielen. Im besten Falle eröffnen sie neue Denk- oder Handlungsräume, die hier im Konkreten auf eingeschliffene Mechanismen der Ausstellungspraxis zielten: Indem Annja Krautgasser einerseits ihre eigenen künstlerischen Arbeiten dezidiert als Vorführung (siehe die oben erwähnte Projektion im Format einer Werkschau) in die Ausstellung eingebracht hat und andererseits in der Aneignung der institutionellen Rollen und auch der Beiträge der von ihr Eingeladenen diese ebenso „vorgeführt“ hat, insistierte sie auf einer Praxis der Unterbrechung und auch der Umkehrung, stellte diese aber lediglich als Denkund Handlungsfigur in den Raum: zum Aufgreifen, Weiterdenken, Verdichten, Löschen ...


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© Ausstellungsansicht: Recent Changes – Änderungen vorbehalten,
PHASE 2, Galerie 5020: Situationsbericht, 2008.
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Ausstellungen: • Recent Changes – Änderungen vorbehalten, Galerie5020, Salzburg, A 2008