Void.seqz 1


2009, PAL 4:3, 4 min, sw, Sounddesign: Martin Siewert

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Die weiße Projektionsfläche wird von links nach rechts mit einer schwarzen, vertikalen Grafik bezogen. Eine Grafik, von der man den Eindruck hat, sie könnte im nächsten Moment wieder verschwunden sein, so vage und zurückhaltend taucht sie auf. Dazu hört man einen Sound mit einer Reduktion auf wenige Töne und Kontraste, der eine starke Präsenz entfaltet. Es scheint, als ob das vertikal laufende Pixelelement, das das Bild erstellt, sich eine Nische sucht in dem Wahrnehmungsraum, den der Sound vorgibt. Kurz bevor nun die Grafik erstmals den rechten Bildrand erreicht, nimmt sie von einem auf den anderen Moment an Prägnanz zu, ohne jedoch die Zurückhaltung gegenüber dem Sound aufzugeben. Man beginnt zu erkennen, dass das Pixelelement in Nuancen auf den Sound reagiert, durch Veränderungen im Farbauftrag. Die Bildfläche wird in einem gleichbleibenden Tempo nun mit immer weiteren Schichten von links nach rechts überzogen. Der Sound und folglich das Bild wird mit zunehmendem Verlauf kontrastreicher, bis am Ende beides langsam von der Bildfläche verschwindet.

Annja Krautgasser setzt ihre void.seqz-Reihe von Videos fort, die im Rahmen einer Liveperformance mit dem Musiker Martin Siewert entstanden sind. Das im Moment der Aufführung improvisierte Bild- und Tonmaterial bildet das Ausgangsmaterial für die Videoreihe. void.seqz 1 ist nun die aktuellste dieser aus der Kooperation ausgekoppelten Sequenzen, die alle auf einem eigens geschriebenen autogenerativen Skript basieren. Die Zusammenarbeit mit dem Komponisten Martin Siewert entstand 2002 im Rahmen der Formation VOID1 – einem MusikerInnen-KünstlerInnen-Kollektiv, das von 2000 bis 2005 in unterschiedlichsten Kollaborationen in Erscheinung trat. Bei dem Projekt ließen die Akteure in dialogisch angelegten Livesettings Sound und Bild interagieren.

Mit den Sequenzen verschiebt sich auch die Ordnung der Autorschaft von einer multiplen wie aufgeteilten im Moment der Performance zu einer scheinbar singulären nach der Über-
tragung auf das ort- wie zeitlosere Format Video. In Martha Woodmansees Grundsatzpapier On the Author Effect: Recovering Collectivity2 findet sich hierfür ein aufschlussreicher Verweis auf die bereits im 13. Jahrhundert gemachten Aussagen des Franziskaners Bonaventura: den Autor als jemanden zu begreifen, der sein eigenes Werk als auch das anderer schreibt, dem eigenen Werk jedoch den Vorrang gibt. Das Eigenständige und Originale wäre somit als Bestandteil eines gemeinschaftlich-kollektiven Prozesses zu verstehen.

In der Arbeitsweise der void.seqz-Reihe ging nun dem Eigen-ständigen ein Gemeinsames als Praxis voran. Die performativ aufgeführten Arrangements werden in einem anderen Format mit einer veränderten Ordnung fortgeschrieben. Das gesteuerte Zusammenspiel zwischen Sound, Bild und autogenerativem Skript bringt jedoch in der performativen Aufführung wie der späteren Übertragung auf Video Querverbindungen hervor, die immer auch auf das einzelne Element zurückfallen. In einer solchen Arbeitsweise geht das Individuelle nicht im Kollektiv-Gemeinschaftlichen auf, sondern aus diesem hervor und findet zudem eine präzise Form.

(Joerg Franzbecker)





1 In wechselnder Konstellation bestehend aus Stefan Németh, MartinSiewert sowie den Künstlerinnen und Künstlern Dariusz Kowalski, Annja Krautgasser, Norbert Pfaffenbichler, Timo Novotny, Maia Gusberti und Nik Thoenen.

2 http://cyber.law.harvard.edu/IPCoop/92wood.html


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[VIDEO]: Void.seqz 1





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Festivals: • Diagonale 2010 - Festival des österr. Films, Graz, A 2010

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